Samstag, 11. Oktober 2014

Die Prägung meines Survival Training

Im ersten Teil habe ich ja beschrieben, wie es bei mir mit Survival begann.
Inzwischen bin ich fast 30 Jahre älter und immer noch bei der Sache, wenn auch anders als in den jungen Anfangsjahren.
Meine Sichtweite veränderte und erweiterte sich.

Sri Lanka

Seit Ende meiner Ausbildung habe ich mehrere Fernreisen unternommen und lebte auch mehrere Wochen bei Einheimischen in Sri Lanka. Ohne Strom und Sanitären Anlagen, ohne Klopapier, schlafen auf dem harten Boden auf der Palmzweigmatte und ich erlebte die Armut hautnah, ich war dort ja weit weg von den Touristengebieten.
die Toilette

Das Wasser holten wir mit Eimern vom Brunnen. Am Anfang filterte ich es noch mit meinem Katadyn Filter, sehr zur Verwunderung der Leute dort. Dann lies ich es sein, ich bekam deswegen nie Probleme, das Grundwasser war sauber. Einmal war eine tote Ratte darin, da mussten wir längere Zeit das Wasser bei den Nachbarn holen.
der Waschplatz und Brunnen

Das Haus hatte keine geschlossene Fenster und Türen. Sie waren nur mit Stoffvorhängen und teils mit Kartons abgedeckt.
Haus und Hof


die Küche mit Herd

So mussten wir auch immer vor Schlangen im Haus acht geben.

"Überleben" in Sri Lanka

Ich musste sogar jedes mal wenn ich kam zuerst bei der Polizei 50 DM spenden, für ihre "Party", damit ich keine Probleme bekommen und sie mir auch helfen, sollte was passieren. Ich sah es gelassen und schmunzelte. Hatte ja eh keine andere Wahl.

Das Leben der Leute dort war hart. Der Bürgerkrieg im Norden des Landes tobte und war auch teuer.Und die Löhne nur sehr gering. Etwa 2 DM Tageslohn für harte Arbeit. Sobald es dunkel wurde, war jede Brücke von Polizisten bewacht.
Vom Krieg selber bekamen wir nichts mit.

Ich sah, wie eine Bekannter dort in der Fabrik sich verletzt hatte. Arztkosten musste er selber bezahlen und so lange er ausfiel, bekam er keinen Lohn. Seine einzige Sicherheit war, dass wenn er gesund ist, dort wieder arbeiten kann.

Wir aßen dort mal ein Hähnchen. Das mussten wir natürlich lebend kaufen und selber schlachten.
Es gab dort keinen Kühlschrank, musste also frisch gekauft sein.
Meine Knochen sammelte ich auf einem Teller und wollte sie danach dem dürren Hund geben.
Als ich fertig war und den Hund füttern wollte waren alle Knochen, bis auf einen dicken, weg.
Ich fragte, wo sind die Knochen. Sie sagten mir, die haben die Kinder gegessen, das war ein gutes Essen für sie.

Ich sah noch viel an Armut und wie die Leute damit umgehen. Trotz manchem Mangel, waren sie meist immer glücklich.
Selbstverständlich habe ich auch einiges an Geld da gelassen, damit neue Kleider gekauft wurden, Verbesserungen am Haus usw. Ich tat es gerne, den diese Leute taten auf andere Weise auch viel für mich.


Und noch vieles andere sah ich, was mich sehr zum Nachdenken brachte und ich unser Leben hier in Deutschland ganz anders betrachte.
Für mich war es eine andere Art des Survival.
Ich überlegte sogar, dorthin auszuwandern, hat sich dann aber zum Glück verschlagen. Erste Vorbereitungen dazu hatte ich schon getroffen.

Russland

Dann bin ich mit der Trans-Sibirischen Eisenbahn bis nach Irkutsk gefahren, was mir einen guten Einblick von der Taiga und Sibirien gab und ich sah auch kurz das Leben der Leute dort im Dorf.  
So richtig was für Selbstversorger.

Inzwischen lernte ich auch meine russische Frau kennen und wir sind jetzt schon 20 Jahre verheiratet.
Als ich sie zum ersten Mal besuchte, lernte ich das harte russische Leben kennen, sah viel Schönes aber auch viel mehr Armut und Schmutz. Zum Glück nicht bei der Familie meiner Frau.

"Überleben" in Russland

Interessiert informierte ich mich über die Überlebensstrategien der Leute in Russland. In diesem Fall, St. Petersburg. Mit ihrem Vater gingen wir Abends in den Wald  nahe der Finnischen Grenze, machten ein großes Feuer, schliefen darum herum, ohne Schlafsack, nur mit unseren Ponchos,

Der Vater lachte über meine Frau und mich, über diesen Luxus. Das machen die Leute dort oft so. um am nächsten Tag gleich an der Pilz stelle zu sein. In diesem Wald waren viele Feuer. Bei uns in Deutschland undenkbar.
Aufbruch zum Pilze sammeln

Das Pilze Sammeln lernen die meisten Russen von Kindheit auf. In die Pilze gehen die Russen nicht nur aus Freude, sondern es dient ihnen auch als Lebensmittelergänzung.


Sie machen sie auch in Gläsern ein, das schmeckt mir aber nicht so sehr. Beeren sammeln sie natürlich auch.
ein kurzer Gang in den Wald


Die Familie meiner Frau hatten einen weiteren Nachbarn, der lockte manchmal die Tauben an sein Fenster, fing sie und brutzelte sie dann. Der Erfindungsreichtum der Leute dort ist groß.

Meine Frau belächelt mich oft, wenn ich von Vorsorge usw. rede. Sie unterstützt mich und macht auch mit, aber nicht so interessiert wie ich.
Sie sagt, ich habe so viel erlebt, mich kann nicht mehr viel erschüttern. Es war bei ihnen immer üblich, mindestens 10kg Kartoffeln zu haben, man wusste nie, ob es morgen noch welche gab. Oft lebten sie tagelang von Tütensuppen, weil es nichts anderes gab oder das Geld nicht bis Monatsende reichte.

Meine Frau musste ihren ganzen Lohn abgeben und bekam nur ein kleines Taschengeld. Die Familie brauchte das Geld zum Leben.
Sehr oft war Stromausfall, und die Heizung im Winter oft fiel oft aus, das war normal. Und warmes Wasser gab es im Winter selten. Sie mussten eine Zeit lang von Lebensmittelmarken Leben, besonders nach der Zeit von Breschnews Tod.

Und sie erlebte die harte Währungsreform 1994 (ich denke es war `94), wo übers Wochenende mal zwei Nullen von den Rubeln gestrichen wurden. Ihre Familie hat damals sehr viel Geld verloren.Das ist bei uns so, wie wenn über Nacht von 100€ nur noch ein Euro übrig bleiben.
Wer noch Bargeld hatte, konnte übers Wochenende, wo die Banken ja geschlossen waren, noch etwas mit seinem Geld anfangen. Darum ist es immer wichtig, Bargeld zuhause zu haben. Uns kann das noch bevorstehen, in dieser unsicheren Zeit.

Die Datscha mit ihrem Garten ist auch sehr wichtig in Russland. Sie sichert den Menschen dort einen großen Teil der Nahrungsmittel. Auch ihr Bruder hat eine Datscha und wir verbrachten mal eine Woche dort. In einem großen Waldgebiet zwischen Moskau und St.Petersburg.
russische Wildnis

Der Wald war sumpfig und wild. Alle paar Meter gab es sehr große Ameisenhaufen. Wir hatten immer den Kompass dabei, Waldwege gibt es dort nicht. Aber die Pilzkörbe sind meist sehr schnell voll, mit nur den besten Pilzen, Rotkappen, Steinpilze, Butterpilze u.a. Und Heidelbeeren ohne Ende.
Aber ich verstand nun auch, warum man in Russland meist mit Gummistiefel in den Wald geht.

Prägung und Fazit

Diese Reisen, das Leben mit diesen Menschen und die vielen weitere Erlebnisse und Begegnungen die ich sah und erlebte,  gaben mir eine ganz neue Sicht der Dinge auf der Welt, über das Leben und auch für mein Survival Training.

So steht für mich nicht mehr nur Survival in der Natur im Vordergrund, sondern auch das Survival im Alltag und die Krisenvorsorge sind mir sehr wichtig geworden.
Viel neues und praxisnahe kam in meinem Survival Training dazu.
Die heutige Weltlage zeigt mir, dass ich damit nicht verkehrt liege.
So kann heute aus einem wunderschönem Hobby und Lebensstil, schnell ein Ernstfall werden.

Hoffe das Beste, aber sei auf das Schlimmste vorbereitet!

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